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Schweizer Geschichte

Römerzeit (58 v. Chr - 400 n. Chr.)

   

Der Gallienfeldzug von Gaius Julius Cäsar

Die bis dahin im schweizerischen Mittelland ansässigen Helvetier hatten 58. v. Chr. versucht, den nach Westen drängenden Germanen auszuweichen und nach Südfrankreich auszuwandern, wurden dabei jedoch von den Römern unter dem Feldherr und späteren Militärdiktator Gaius Julius Cäsar (dessen Zuname "Cäsar" zur Amtsbezeichnung "Kaiser" seiner Nachfolger wurde) bei Bibracte (Montmort beim heutigen Autun, Burgund, F) gestoppt. Cäsar schickte die Helvetier zurück und siedelte sie als "Puffervolk" an, selbst von römischen Soldaten gut kontrolliert. Bis 51 v. Chr. unterwarf Cäsar ganz Gallien (Frankreich und Belgien) und gelangte bis auf die britischen Inseln.


Römische Stützpunkte und Landsitze

Um 44 v. Chr. errichteten die Römer mit Iulia Equestris (Nyon VD) und der Colonia Raurica (später: Augusta Raurica = Augst BL, [Hintergrundtexte Historisches Lexikon der Schweiz; Bildergalerie 1, Bildergalerie 2]) erste befestigte Siedlungen auf dem Gebiet der Helvetier und Rauriker, um 16/15 v. Chr. drangen sie bis in die Ostschweiz, Graubünden und ins Wallis vor und errichteten den Militärstützpunkt Vindonissa (Windisch AG). In Windisch können die einzige intakte römische Wasserleitung nördlich der Alpen und das Amphitheater besichtigt werden. In Vindonissa und Augusta Raurica wurde unter anderem römisches Tafelgeschirr aus industrieller Produktion (Terra sigillata) gefunden.

Um 50 n. Chr. erhielten die Bewohner des Wallis das latinische Recht (römisches Bürgerrecht 2. Klasse, sie konnten damit nicht die höchsten Staatsämter ausüben). Erst 212 n. Chr. erhielten alle freien Bürger des Römerreiches ein einheitliches Vollbürgerrecht, damit erhöhten sich aber auch die Steuern!



Römische Ortsnamen in der Schweiz

Lateinisch Übersetzung heutiger Name
Ad Fines an der Grenze Pfyn (TG)
Ad Rhenum am Rhein Rheineck (SG)
Agaunum   Saint-Maurice (VS)
Aquae Helveticae Schweizer Quellen Baden (AG)
Arbor Felix Glücklicher (glückbringender?) Baum Arbon (TG)
Augusta Raurica Stadt zu Ehren des (Kaisers) Augustus im Gebiet der Rauracher (Teilstamm der keltischen Helvetier) Augst (BL)
Aventicum   Avenches (VD)
Basilia die "kaiserliche" Basel
Bilitio   Bellinzona
Confluentes (wo Rhein und Aare) zusammenfliessen Koblenz (AG)
Curia Rathaus Chur
Cunus Aureaus   Splügen (GR)
Eburodunum (-dunum=Name keltischen Ursprungs) Yverdon (VD)
Genava   Genève (Genf)
Iulia Equestris (Noviodunum)   Nyon (VD)
Iuliomagnus   Schleitheim (SH)
Lapidaria   Andeer (GR)
Lousonna   Lausanne
Magia   Maienfeld (GR)
Minnodunum   Moudon (VD)
Octodurus   Martigny (VS)
Penneloci   Villeneuve (VD)
Petinesca   Studenberg (BE)
Sedunum   Sion (Sitten)
Salodurum   Solothurn
Summus Poeninus   Grosser St. Bernhard
Tarnaiae   Massongex (VS)
Tasgaetium   Eschenz (TG)
Tenedo   Zurzach (AG)
Tinnetio   Tinzen (GR)
Turicum   Zürich
Urba Stadt Orbe (VD)
Uromagnus   Oron-la-Ville (VD)
Vindonissa   Windisch (AG)
Vitodurum   Oberwinterthur (ZH)
Viviscus   Vevey (VD)

Wie man dieser - längst nicht vollständigen - Tabelle entnimmt, konzentrierten sich die römischen Siedlungen einerseits ganz klar an der gefährdeten Nordgrenze am Rhein / Bodensee von Basel bis Rheineck, andererseits auf Transitrouten über die Alpenpässe im Bündnerland (Cunus Aureaus = Splügen oder Maloja / Julier) via Curia (Chur) an den Bodensee, sowie im Wallis (Summus Poeninus = Grosser St. Bernhard) via Genfersee nach Avenches VD, Hauptstadt der Helvetier: römisches 
     Amphitheater - Foto © M. Jud Aventicum (Avenches VD), das schon die Hauptstadt der einheimischen keltischen Helvetier war und ein gut erhaltenes römisches Amphitheater sowie ein Museum mit Funden aus der Römerzeit besitzt. [Rekonstruierter Stadtplan mit französischem Text, deutsche Kurzfassung, weitere Bilder]). Von dort führte die Strasse wiederum via Salodurum (Solothurn) nach Vindonissa (Windisch) und traf dort auf die West - Ost - Hauptverbindung von Basilia (Basel) und Augusta Raurica (Augst BL / Kaiseraugst AG) über den Bözberg nach Vindonissa (Windisch AG) - Aquae Helveticae (Baden) - Vitodurum (Oberwinterthur) - Ad Fines (Pfyn TG) - Arbor Felix (Arbon TG) nach Brigantium (Bregenz, Vorarlberg). Eine weitere Hauptstrasse verband Baden via Turicum (Zürich) mit Magia (Maienfeld GR).

Von einer flächendeckenden Besiedelung durch die Römer kann also nicht die Rede sein, vielmehr handelt es sich um Stützpunkte des Militärs und allenfalls für den Handel. Dazu kamen immerhin mehrere hundert verstreute Gutshöfe bzw. Landsitze (Villae rusticae), die meistens von pensionierten Soldaten und Offizieren bewirtschaftet wurden oder als Zweitwohnsitz für reiche Stadtbewohner dienten . Ortsnamen mit der Endung -wil erinnern an solche Villae, während Ortsnamen, die auf -dunum (keltisch: Zaun), -magus (Feld) und -briga (Hügel) enden, auf die Kelten zurück gehen, z.B. Minnodunum = Moudon (VD), Eburodunum = Yverdon (VD), Uromagus = Oron-la-Ville (VD), Brig (VS).


Römische Baukunst

Die Römer hatten eine hoch entwickelte Baukunst, mit vielen raffinierten Errungenschaften, die unter den Germanen (ab 400 n. Chr.) wieder vergessen gingen und erst ab der Renaissance (16. Jahrhundert) nach und nach wieder entdeckt wurden.

Thermen: Römische Bäder

In den römischen Städten standen Thermen (öffentliche Bäder) für die Körperpflege zur Verfügung. Nach der Reinigung im Warmluftbad (tepidarium) und der Schwitzkur im Dampfbad (caldarium) diente das Kaltbad (frigidarium) ähnlich wie in der Sauna der Abkühlung. In den Thermen gab es auch Massagesäle und Sportanlagen.

Trinkwassserleitungen, Kanalisation, Bodenheizung

Das Trinkwasser für die Städte wurde oft über weite Strecken durch steinerne Wasserleitungen (Aquaedukte) hergeleitet. Das Abwasser wurde durch unterirdische Kanalisationen abgeleitet. Die Villen der reichen Römer kannten auch Bodenheizungen mit Kanälen für Warmluft bzw. Dampf. Mosaike auf dem Boden und an den Wänden schmückten die repräsentativen Räume.



Religion zur Zeit der Römer

Antike Götterwelt und Kaiserkult

Die Römer entlehnten ihre relgiösen und philosophischen Vorstellungen weitgehend bei den Griechen. Diese stellten in mythischen Erzählungen die Bedeutung und Beziehung der wichtigen Götter untereinander dar. Im Vordergrund standen Jupiter (griechisch Zeus), der ungestüme Himmels- und Wettergott, seine für Sitte und Anstand verantwortliche Gattin Juno (griechisch Hera) und die aus dem Kopf des Jupiter / Zeus auf nicht ganz natürliche Weise entstandene Göttin der Weisheit Minerva (griechisch Athene), denen meist der zentrale Tempel einer Stadt gemeinsam geweiht war.

Daneben wurden eine Unzahl weiterer Gottheiten verehrt. Zudem hatten die Römer die Angewohnheit, die wichtigsten Gottheiten der von ihnen ins Reich eingegliederten Völker in deren Gebiet entweder mit eigenen Gottheiten zu identifizieren und mit einem Doppelnamen (lokaler und römischer Name) zu bezeichnen oder aber sie in ihren Götterhimmel aufzunehmen, wenn keine entsprechende römische Gottheit vorhanden war. In der Kaiserzeit wurde zudem der Kaiser als Gott verehrt. Die Teilnahme an den Feierlichkeiten der Staatsreligion war auch für die Untertanenvölker obligatorisch.

Judentum und Christentum im römischen Reich

Auf hartnäckigen Widerstand stiessen die Römer mit dieser Politik lediglich bei den Juden, die partout nur ihren einen Gott verehren wollten (Monotheismus) und die ganze antike Götterwelt mit ihren gemäss den Mythen nur allzu menschlichen und moralisch zweifelhaften Göttern radikal in Frage stellten. Auch das Christentum, als eine jüdische Sekte (abgespaltene Splittergruppe) entstanden, hielt am unbedingten Monotheismus fest. Sowohl Juden wie Christen galten wegen ihrer Weigerung, am staatlichen Kaiserkult teilzunehmen, als subversiv (staatsgefährdend) und wurden entsprechend verfolgt, zeitweise mit allerlei kleinen Schikanen, zeitweise wurden sie zu Hunderten öffentlich hingerichtet (oder unter Androhung der Todesstrafe zur Teilnahme am staatlichen Kaiserkult gezwungen). In der Schweiz weigerten sich u.a. die christlichen römischen Soldaten der thebäischen Legion unter ihrem Hauptmann Mauritius, am Kaiserkult teilzunehmen. Kaiser Maximilian liess sie alle hinrichten. Zu ihrem Andenken heisst das römische Heerlager Agaunum im Unterwallis heute St. Maurice.

Die Juden versuchten zweimal einen grossen Aufstand gegen die verhasste römische Besetzung. Der erste, 66 - 70 n. Chr. endete mit der Zerstörung des jüdischen Tempels, der zweite, 132 - 135 n. Chr. mit der zwangsweisen Vertreibung der Juden aus ihrer Heimat. Bis zum Untergang des römischen Reiches und der Eroberung Kleinasiens und Nordafrikas durch die vom Propheten Mohammed mit dem von ihm verkündeten Islam geeinten Araber war den Juden die Rückkehr nach Palästina verwehrt, danach gestatteten die neuen arabisch - islamischen Herren nur wenigen Juden die Ansiedlung. Die überwiegende Mehrheit der Juden lebte während fast zweitausend Jahren ausserhalb ihrer Heimat, verstreut in der Diaspora, als Minderheit in Ländern des Nahen Ostens (Irak, Syrien, Ägypten, Äthiopien) und in West- und Osteuropa. Überall waren sie bestenfalls geduldet, wurden aber immer wieder schikaniert und verfolgt.

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, unter dem Eindruck von hässlichen antisemitischen (judenfeindlichen) Vorfällen in Westeuropa, begann sich die zionistische Bewegung (Zion = Name des Tempelberges in Jerusalem) für eine Rückkehr nach Palästina zu bilden. Unter dem Eindruck der Massenvernichtung von 6 Millionen Juden durch die Nazis im 2. Weltkrieg unterstützten die westlichen Siegermächte, insbesondere Grossbritannien, unter dessen Verwaltung damals Palästina stand, den Zionismus und die Gründung des modernen Israel. Damit war aber gleichzeitig der Grundstein für ein neues Dauerproblem gelegt: Ebenso wie die Juden historische Rechte auf einen Heimatstaat Israel geltend machen können, kann man nicht ernsthaft bestreiten, dass Palästina auch die Heimat der Palästinenser ist, die seit Jahrhunderten dort leben. Mit der Verbannung der Juden aus Palästina haben uns die alten Römer also ein Problem hinterlassen, das nur mit ausserordentlich viel gutem Willen und kreativen Ideen aller Beteiligten (Juden, Palästinenser, Weltgemeinschaft) gelöst werden kann.
> Mehr zur Geschichte des Jüdischen Volkes in der Antike
> Mehr zur Geschichte der Diskriminierung der Juden [Antisemitismus]


Kaiser Konstantin: Religionsfreiheit statt Kaiserkult

Das Toleranzedikt von Mailand

Der römische Kaiser Konstantin schaffte 313 n. Chr. die Staatsreligion mit dem Kaiserkult ab und erlaubte allen Bürgern die freie Religionsausübung (Toleranzedikt von Mailand). Er selbst bekannte sich zum Christentum. Jahrhundertelange Christenverfolgungen fanden ein Ende. 321 erklärte Kaiser Konstantin den Sonntag zum offiziellen Ruhetag.

Konzil von Nicäa: Glaubensbekenntnis und Ostertermin

Das Konzil [Versammlung von Bischöfen = Kirchenführern] von Nicäa [kaiserliche Sommerresidenz bei Konstantinopel = Istanbul, heutige Türkei], von Kaiser Konstantin einberufen, beschloss 325 ein allgemein verbindliches christliches Glaubensbekenntnisund legte den Termin des Osterfestes auf den 1. Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling fest. Beide Beschlüsse werden bis heute ungeachtet aller anderen Unterschiede von allen grossen christlichen Konfessionen anerkannt.

Kaiser Aurelian und das Weihnachtsfest

Kaiser Aurelian legte 354 als Termin für das Weihnachtsfest den 25. Dezember fest, den gleichen Tag, an dem auch die Geburt des persischen Lichtgottes Mithras und des aus Syrien stammenden Sonnengottes Sol invictus [lateinsich = unbesiegte Sonne] gefeiert wurde. Diese Regelung setzte sich aber nur im Westteil des Römerreiches durch, im Ostteil (und von den orthodoxen Kirchen Osteuropas) wird dir Geburt von Jesus nach wie vor am am traditionellen Termin 6. Januar (Dreikönigstag) gefeiert.



Literatur und Links zur Schweizer Geschichte in der Römerzeit:



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