BAUERNKRIEGE 1523-1526, 1653 |
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In den Städten liessen sich reiche Ratsherren von ausländischen Füsten und Königen für ihre Mithilfe bei der Rekrutierung von Söldnern beträchtliche Pensionen zahlen und die mit der Reisläuferei verdienten Gelder führten zu einer Teuerung. Die wirtschaftlich und politisch unfreien Bauern hatten die Lasten alleine zu tragen. So kam es während der Mailänder Kriege 1513 - 1516 zu verschiedenen Tumulten in der Berner Landschaft und im Luzerner Entlebuch.
Aufständische Bauern in den Kantonen Zürich, Bern, Basel, Solothurn, Schaffhausen, St. Gallen und Thurgau forderten 1523 - 1526 die Aufhebung der Leibeigenschaft, die Minderung von Abgaben und politische Mitbestimmung. In Zürich nahm der Reformator Zwingli eine gemässigte Haltung ein, der Rat hob 1525 die Leibeigenschaft auf und erliess den Zehnten von der zweiten Ernte, beharrte jedoch auf dem Grossen Zehnten auf der Haupternte. Solothurn und Basel minderten einige Abgaben, Bern und Schaffhausen schlugen die Aufstände mit Waffengewalt nieder. Die Thurgauer erhielten 1525 das Recht, sich aus der Leibeigenschaft loszukaufen, ein Jahr später wurde dieses Zugeständnis aber wieder abgeschafft.
In Deutschland kam es 1514 und 1524 zu Aufständen von Bauern gegen die mittelalterliche Standesgesellschaft (Adel - Klerus - Bauern) und die Frondienste. Die schwärmerische Bewegung berief sich z.T. auf aus dem Zusammenhang gerissene Thesen Luthers ("Von der Freiheit eines Christenmenschen"), es fehlten ihr aber klare einheitliche Ziele. Nach Anfangserfolgen artete der Aufstand immer mehr in ziellose Plünderungen, Mordanschläge und Brandstiftungen aus. Luther distanzierte sich 1525 scharf von den "mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern". Die Chance für einen gesellschaftlichen Wandel war in Deutschland bis ins 19. Jahrhundert vertan. Die religiöse Volksbewegung der Reformation wandelte sich zu einem Machtkampf zwischen Fürsten und Kaiser / Papst.
Während des Dreissigjährigen Krieges (1618 - 1648), der vor allem in Deutschland wütete, konnten die Schweizer Bauern Korn und Vieh mit grossem Gewinn in die vom Krieg verwüsteten Gebiete verkaufen, was die Teuerung auf den Zinsen wettmachte. In der nachfolgenden Friedenszeit fielen die Preise, aber die Zinslasten blieben gleich. So kam es 1653 zu einem grossen Aufstand, dem schweizerischen Bauernkrieg. Er begann im Entlebuch (LU) und breitete sich bald auf das Bernbiet, den Aargau, das Solothurnische und das Baselbiet aus. Die Tagsatzung beschloss, den Forderungen der Bauern nicht nachzugeben. Tausende von Bauern trafen sich zu einer Landsgemeinde in Huttwil (BE). Die Bauern aus der Ost- und Westschweiz blieben ihren Obrigkeiten treu und liessen sich gar gegen die Aufständischen auf's Schlachtfeld führen. Die schlecht ausgerüsteten Aufständischen unterlagen, ihre Führer wurden hingerichtet. Die Macht der Herren in den Städten nahm gar noch zu.
Die Sage vom Freiheitshelden Wilhelm Tell wurde schon vor Jahrhunderten genau wie heute in der Schweiz gerne verwendet, um gegen Benachteiligung und Schikanierung durch die Behörden zu protestieren. So erstaunt es eigentlich nicht, dass die Entlebucher und Emmentaler Bauern im Bauernkrieg von 1653 die Drei Tellen auftreten liessen, um auf ihre Sache aufmerksam zu machen.
Auf den ersten Blick mag es erstaunen, dass die Bauern aus der Urschweiz (Uri, Schwyz und Unterwalden) sich davon nicht etwa beeindrucken und auf die Seite der aufständischen Bauern ziehen liessen, sondern vielmehr an der Seite der Herren aus den Städten Luzern und Bern gegen die Bauern im Entlebuch und Emmental kämpften und so einen wesentlichen Anteil an der Niederschlagung des Bauernaufstandes hatten. Ein Blick in die Geschichte zeigt allerdings, dass dieses Phänomen gar nicht so selten ist: ehemals unterdrückte Bevölkerungsgruppen neigen nach ihrer Befreiung häufig dazu, selbst die Rolle der Herrschenden anzunehmen und an Unterdrückung und Ausbeutung teilzuhaben.
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